FN-Lehrfilmreihe: Sicherer Geländereiten - Teil 4
Typische Geländehindernisse meistern
Warendorf - Stufen und Kanten, Wasser und Gräben: Geländereiten ist abwechslungsreich und jedes Hindernis ist anders. Nach den Tipps für den Geländesitz, die richtige Ausrüstung und die ersten Sprünge, dreht sich im Teil 4 der FN-Lehrfilmreihe „Sicherer Geländereiten“ alles um die verschiedenen Hindernisformen, wie sie typischerweise im Gelände anzutreffen sind. Die gesamte Filmreihe ist mit Unterstützung der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport entstanden und unter www.pferd-aktuell.de/grundausbildung-gelaendereiten einsehbar.
Stufen oder Kanten sind Hindernisse, bei denen die Landestelle tiefer liegt als der Absprung. Das Training sollte wie immer vom Leichten zum Schweren führen und daher mit niedrigen Stufen begonnen werden. Am besten gelingt dies mit einem erfahrenen Führpferd, das vorausgeht. Das Pferd soll lernen, die Stufe nicht hinunterzuspringen, sondern einfach „hinunterzudroppen“, wie Junioren-Bundestrainerin Julia Krajewski erklärt. „Das klappt am Anfang am besten aus dem Trab.“ Beim Landen muss der Reiter darauf achten, den Unterschenkel leicht nach vorne zu bringen und die Zügel durchrutschen und länger werden zu lassen, damit das Pferd den Hals lang machen und sich ausbalancieren kann.
Auch das bergauf auf eine Kante oder Stufe aufspringen, kann man im Trab beginnen. „Sobald die Kante etwas höher wird und das Pferd einen Sprung machen muss, würde ich aber immer aus dem Galopp anreiten, weil sich das Pferd dabei etwas leichter ausbalancieren kann“, rät Krajewski. „Dabei gilt die Grundregel bei bergauf zu springenden Kanten: Beim Absprung lieber etwas zu dicht an die Kante heranzukommen, damit das Pferd im Moment des Auffußens auch seine Hinterbeine mitgenommen bekommt.“ Als Reiter sollte man auch hier darauf achten, dass das Pferd genügend Halsfreiheit hat und man selbst nicht hinter die Bewegung gerät, sondern gut mit der Bewegung des Pferdes mitgeht.
Wasserhindernisse sind im Grunde normale Sprünge, allerdings hat Wasser in der Regel einen hohen Guckeffekt. „Die Pferde sind doch oft verhaltener, das heißt, ich muss den Wassereinsprung noch besser vorbereiten und meinen Sitz dem anpassen. Ich muss also noch defensiver sein und damit rechnen, dass das Pferd entweder vor dem Sprung oder auch während des Sprungs oder der Landung stockt.“ Zur Vorbereitung eines Wassereinsprungs sollte der Reiter das Tempo daher reduzieren und das Pferd sicher vor sich halten. Zur Gewöhnung an Wasserhindernisse hilft es generell, so oft wie möglich im Schritt durchs Wasser zu reiten, um dem Pferd Sicherheit zu geben. Im Training empfiehlt es sich, immer zunächst den leichtesten Weg ins Wasser zu wählen. Bei Geländeprüfungen für Nachwuchspferde und -reiter wird oft das Durchreiten des Wassers im Schritt vor der Prüfung für alle Teilnehmer erlaubt.
Wenn man das Überspringen von offenen Gräben trainiert, „sollten die Pferde vorher ruhig sehen, dass da etwas kommt“, erklärt Krajewski. Manche Pferde brauchen länger, bis sie Vertrauen zu diesem Hindernis gefasst haben. Als Reiter muss ich daher entschlossen genug an den Graben heranreiten. „Wenn ich nicht sicher bin, dass mein Pferd auch springt, empfiehlt es sich ein erfahrenes Pferd vorweggehen zu lassen“, rät Krajewski. „Bei unerfahrenen Pferden muss ich mit allem rechnen: Dass es stockt, einen sehr hohen Sprung macht oder danach losrennt.“ Gerade an Gräben zahlt sich der sichere Geländesitz aus und auch ein Halsriemen kann sich als hilfreich erweisen. Gräben springen ist übrigens Übungssache. Erst wenn ein Pferd sicher und selbstverständlich über einen kleinen Graben springt, sollte man die Anforderung etwas steigern.
Die FN-Lehrfilmreihe „Sicherer Gelände reiten“ wurde ermöglicht durch die Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport im Rahmen ihres Projekts „Mit Sicherheit besser reiten“. Lina Otto/Hb